Zwei außerplanmäßige Ruhetage in Dannemarie

Dannemarie (Dammerkirch)

Mi./Do., 02./03.08.2023. Unser AIS ist immer noch nicht in Ordnung. Auf Empfehlung eines Anlegenachbarn in Besançon kontaktieren wir den hiesigen Raymarine-Spezialisten. Er will gerne kommen, kann aber erst am Donnerstag. Für uns kein Problem, dann bleiben wir eben noch zwei Tage länger.

Unser Hafen nennt sich ja „Porte d’Alsace“ (Tor zum Elsass), die Hafenmeisterin spricht u. a. auch Deutsch und die Straßenschilder sind zweisprachig. Für uns, die mit dem Elsass bisher so gut wie nichts am Hut hatten, etwas ungewöhnlich. Also Zeit, sich ein wenig schlauer zu machen.

Nach der wechselvollen Geschichte des Elsass ist man heute wieder daran interessiert, die Regionalsprachen zu schützen und zu fördern. Für das Elsass heisst das, dass es zugleich der Dialekt und das Hochdeutsch ist, da der schriftliche Ausdruck des elsässischen Dialekts dem Deutschen entspricht.

Die dafür notwendigen Vereinbarungen treffen die Gemeinden eigenständig. Für Dannemarie ist die „Charta zur Förderung der Regionalsprache auf der Grundlage der Europäischen Charta der Regional- oder Minderheitensprachen“ im Febr. 2015 unterzeichnet worden. Ein Programm zur Durchführung regelt dann (natürlich auf freiwilliger Basis) die Umsetzung vom Kindergarten über Grundschule bis zum „Collège“.

Die zwei aktionsfreien Tage in Dannemarie tun uns gut, nur das Wetter könnte noch etwas schöner werden. Am Donnerstag kommt Stéphane vormittags, checkt nochmals die kompletten AIS-Einstellungen (diesmal nicht an der Blackbox sondern am Plotter) – und siehe da, jetzt ist alles wieder ok. Eine Überprüfung auf einem holländischen Schiff im Hafen gibt uns die Bestätigung.

Am Nachmittag animiert Bérengère, unsere sympathische Hafenmeisterin, Boots-Gäste zu einem Pétanque-Turnier. Obwohl wir keine guten Spieler sind, sagen wir zu. Und, wie so häufig im Leben, es gibt immer Spieler, die auch nicht besser sind. Eine schöne Idee, fremde Menschen zueinander zu bringen. Am Ende gab es noch Getränke und Gebäck.

Wir sind „übern Berg“

Montbéliard (Mömpelgard) – Montreux-Château – Dannemarie

Mo./Di., 31.07./01.08.2023. Vor der Abfahrt aus Montbéliard wechseln wir mit dem Schiff kurz ans andere Ufer. Auf der gegenüberlegenden Seite des Yachthafens ist ein Intermarché. Als wir nach dem Einkaufen endlich in die (Schiffs-)Gänge kommen, ist es bereits nach 11 Uhr.

Die heutige Strecke ist die letzte „zu Berg“. An der Schleuse N° 7 werden wir vom VNF erneut registriert. Es wird uns empfohlen, den Tagesstopp in Montreux-Château einzulegen. Gleichzeitig wird abgefragt, wann wir die Weiterfahrt planen. Die nächste Etappe geht über den Wasserscheitel des Canal du Rhône au Rhin in eine Schleusentreppe, für die wir eine feste Begleitung bekommen. Wir wollen morgen weiter.

Gesagt, getan. Dienstagfrüh passieren wir den Wasserscheitel. Leider geht die Fahrt durch den Wald – Fernsicht fällt aus. Pünktlich zur festgelegten Zeit um 9 Uhr wird die Schleuse N° 2 erreicht. Wir sind in einem kleinen 2er Konvoi mit einem vorausfahrenden Boot aus Basel. Die Télécommandes werden eingesammelt, und bei strömenden Regen geht es los.

Einen Lichtblick gibt es allerdings auch. Unsere VNF Betreuerin ist eine sympathische junge Frau, der das Sauwetter anscheinend absolut nichts auszumachen scheint. Von Schleuse zu Schleuse muss sie mit ihrem Roller flitzen, um sie zu bedienen. Und trotz z. T. Starkregen, bleibt ihr immer Zeit, an den Booten zu helfen. Auf den nun folgenden 2500 m müssen 12 Schleusen passiert werden. Insgesamt bis zum nächsten Hafen, Dannemarie, sind es damit dann 15.

3 1/2 Stunden nach dem heutigen Start legen wir an der „Porte d’Alsace“ (Tor zum Elsass) in Dannemarie an. Die Fahrt ging problemlos, war aber sehr intensiv. Dementsprechend sind wir zufrieden, dass der Fahrtag schon so früh ein Ende gefunden hat.

Auf nach Mömpelgard

L’Isle-sur-le-Doubs – Dampierre-sur-le-Doubs – Montbéliard

Fr..-So., 28.-30.07.2023. Freitag haben wir es nicht eilig. Am Morgen lassen wir es geruhsam angehen und auch mit der heutigen Streckenlänge halten wir es eher kurz. Es ist nicht wirklich eine erste Fahrmüdigkeit, aber bereits nach 17 km und 12 Schleusen ist am Mittag in dem kleinen Dorf Dampierre-sur-le-Doubs Schluss. Ein Kai im Dorf, kurz vor der Schleuse N° 18, drängt sich für einen Halt auf.

Bis auf einige, wenige Radfahrer, die auf der Bank am Kai eine Pause einlegen, und noch weniger Spaziergänger, haben wir nur einen ständigen Besucher – warum wir ihn „Zorro“ taufen, sieht man auf dem Bild.

Das nächste Tourziel ist am Samstag der nur 7 km entfernte Port de Plaisance in Montbéliard. Start mit Hindernissen. Das Schleusentor „zickt“ und ein VNF-Mitarbeiter kommt auf telefonische Anforderung erst nach 1 1/2 Stunden. Hinter uns bildet sich ein Ministau von zwei weiteren Booten. Die restlichen Schleusen fahren wir dann zügig im Doppelpack mit einem holländischen Alleinfahrer. Wir bleiben wir noch einen weiteren Tag in Montbéliard und umrunden die sonntagsleere Stadt (samt downloadbarem Audioguide) in einen grösseren Spaziergang.

Montbéliard, rd. 26.000 Einw., (deutsch Mömpelgard) ist eine Kleinstadt, deren größter Arbeitgeber wohl Peugeot ist. Das größte Werk der Automarke sowie das Peugeot-Museum befinden sich im benachbarten Sochaux, wobei das Peugeot-Werk zum Teil auf dem Gebiet von Montbéliard liegt. Insgesamt sind in der Gegend ca. 34.000 Mitarbeiter direkt oder indirekt bei Peugeot beschäftigt.

Der frühere deutsche Name „Mömpelgard“ beruht auf der 400-jährigen Zugehörigkeit zum weltlich-historischen Territorium des Hauses Württemberg. Seine Hochzeit liegt zwischen dem 15.und 18. Jh. Obwohl die heutigen Einwohner der früheren linksrheinischen Herrschaften französische Staatsbürger sind, ist die ehemals württembergische Tradition weiterhin sichtbar.

Es gibt Bauwerke, die an die einstige Herrschaft erinnern. Vor allem in der lutherischen Ausrichtung der Städte und Dörfer hat sich eine Eigenart erhalten, die auf die einstige württembergische Zugehörigkeit zurückgeht. Als erste deutsch-französische Städtepartnerschaft nach dem Zweiten Weltkrieg entstand hier eine Verbindung zwischen Ludwigsburg und Montbéliard. Beide Städte sind ehemalige Residenzen der Herzöge von Württemberg.

Das Wetter schlägt um, wir fahren weiter. Aufs Land

Besançon – Baume Les Dames – L’Isle-sur-le-Doubs

Di.-Do., 25.-27.07.2023. Es gäbe noch das ein oder andere in Besançon, das ein näheres Betrachten wert gewesen wäre … aber, wie schon so häufig: wir wollen doch noch weiter.

Es folgen zwei Fahrtage und ein Bunkertag mit Mini-Spaziergang. Am Dienstag geht es noch relativ trocken los. 36 km und 9 Schleusen sind keine Herausforderung. Wir fahren aufs Land. Ruhige Gegenden, zum Teil weite Flusslandschaften, Ruhe, Gelassenheit. Nur das Wetter weiß nicht, was es will. Die Sonne versteckt sich hinter imposanten Wolkenbildern. Ein kurzes aber heftiges Gewitter rauscht am Nachmittag über uns hinweg. Der Zielort Baume Les Dames ist nur zum Übernachten.

Mittwoch, Dasselbe in Grün. 32 km, 12 Schleusen. Das Wetter bessert sich. Und wenn die Sonne draußen ist, klettert das Thermometer auch gleich wieder in die höheren Zwanziger. Tagesziel ist der kleine Ort L’Isle-sur-le-Doubs.

In der Flusskarte ist ein „Supermarkt-Anleger“ vor der Stadtschleuse vermerkt. Prima, der kommt uns gerade recht. Ein mächtiger InterMarché. Wir sind derart begeistert, dass wir noch am Nachmittag mit einem randvollen Einkaufswagen mit Getränken direkt ans Schiff fahren.

Auf einen möglichen Umzug in den Hafen-Anleger mit Strom und Wasser am Donnerstag verzichten wir. Die Batterien sind voll, der Wassertank ebenfalls. Wir bleiben also vor der Schleuse liegen und machen einen Ortserkundungsrundgang.

L’Isle-sur-le-Doubs grenzt im Norden an den Lauf des Doubs, der aus zwei Armen besteht die eine Insel umschließen, die dem Ort seinen Namen gab. Auch unser Canal du Rhône au Rhin durchkreuzt die Gemeinde.

Mönche der nahegelegenen Abtei Lieu-Croissant schenkten diese Insel im 12. Jahrhundert Thiébaut de Neufchâtel. Die bereits mächtige Familie der Region gründete die Stadt im Herzen dieser Insel, baute dort eine Burg und beherrschte diese Herrschaft bis zum 16. Jahrhundert. Während der Revolution wich das abgerissene Schloss Schmieden, die Schrauben und Bolzen herstellten, was den Wohlstand von L’Isle-sur-le-Doubs steigerte (der letzte Teil der Anlage wurde erst 2009 geschlossen).

Die heute etwa 3.000 Einwohner zählende Gemeinde hat sich mit ihren Kais und alten Wohnhäusern ein charaktervolles Erbe und einen malerischen Charme bewahrt. Das bescheidene Rathaus befindet sich noch immer symbolisch auf der „Gründerinsel“.

Besançon. Altstadt-Impressionen

Besançon

So./Mo., 23/24.07.2023. Besançon mit seinen 118.000 Einwohnern ist der Verwaltungssitz des Département Doubs, war Hauptort der alten Region Franche-Comté (seit 2016 gehört das Gebiet zur neuen Region Bourgogne-Franche-Comté) und ist Sitz des Erzbistums Besançon.

Die als „grünste Stadt Frankreichs“ ausgezeichnete Stadt bietet eine außerordentlich hohe Lebensqualität. Dank ihres reichen historischen und kulturellen Erbes und ihrer einzigartigen Architektur trägt Besançon seit 1986 die Auszeichnung Stadt der Kunst und Geschichte.

Im Zuge der Industrialisierung wurde Besançon Zentrum der französischen Uhren- und Textilindustrie. Mit den großen Krisen, Ende der 1970er Jahre in der Uhren- und in den 90ern in der Textilindustrie, gingen innerhalb von 20 Jahren etwa 10.000 Arbeitsplätze in der Stadt verloren.

Seitdem hat in Besançon eine Umstrukturierung von der Industrie- auf die Dienstleistungsökonomie stattgefunden. Das Know-how, das sich in zwei Jahrhunderten Uhrenmanufaktur aufgebaut hat, konnte erfolgreich dazu genutzt werden, in Bereichen wie Mikrotechnologie, Präzisionsmechanik und Nanotechnologie international führend zu werden. Die Universität der Franche-Comté mit Hauptsitz in Besançon hat rund 30.000 Studenten.

Unser Stadtrundgang (halb per Rad, halb per Fuß) treibt uns einmal quer durch die Altstadt. Wir schlendern durch die kleinen Gassen und bewundern die vielen alten Häuser (mit überraschenden Hinterhöfen) und Bauten.

La Citadelle de Besançon

Besançon

Fr./Sa., 21.-22.07.2023. Während uns der Freitag einen Regen-Trödeltag beschert, sind wir am Samstag voller Tatendrang. Auf dem Programm: „La Citadelle de Besançon“.

Die Zitadelle von Besançon ist eine Festung aus dem 17. Jahrhundert in der Franche-Comté und seit 2008 auf der Liste des UNESCO-Weltkulturerbes. Sie ist eines der schönsten Meisterwerke der Militärarchitektur, die von Sébastien Le Prestre de Vauban entworfen wurde.

Die Zitadelle erstreckt sich über 11 Hektar auf dem Berg Saint-Etienne, einem der sieben Hügel, die Besançon, die Hauptstadt der Franche-Comté, schützen. Der Berg Saint-Etienne liegt in einem vom Doubs gebildeten Altarm und verleiht dem Ort eine strategische Bedeutung, die Julius Cäsar bereits 58 v. Chr. erkannte. Die Zitadelle überragt die Altstadt, die sich innerhalb der Doubs-Schleife befindet, und bietet einen herrlichen Blick auf die gesamte Stadt und ihre Umgebung.

Auf dem Gelände sind ebenfalls das Museum des Widerstands und der Deportation (aktuell wg. Renovierung geschlossen), das Museum der regionalen Traditionen der Franche-Comté (Musée Comtois) und das Naturkundemuseum mit zoologischen Garten, Aquarium, Insektarium, Nachttierhaus und Naturalium. Fast ein wenig zu viel des Guten. Aber anscheinend ein Anreiz, der bis zu 300.000 Besucher jährlich zur Zitadelle von Besançon lockt.

Le Doubs, Fluss und Kanal im ständigen Wechsel

Dole – Boussière – Besançon

Di.-Do., 18.-20.07.2023. Zwischen Dole und Montbéliard ist der Doubs teilweise kanalisiert und bildet ein Teilstück des Rhein-Rhône-Kanals. Und das „teilweise“ meint einen häufigen Wechsel zwischen der Fahrt im Fluss und im Kanal.

Unser nächstes Ziel ist Besançon. Wir gehen davon aus, dass es nicht in einer Etappe zu erreichen ist. Also fahren wir am Dienstag solange, bis wir ein nettes Plätzchen zur Übernachtung finden. Die Strecke ist wunderschön. Im Kanal sind erneut einige Krautabschnitte zu überwinden, es hält sich insgesamt aber in Grenzen.

Mit einer Mittagspause in Ranchot kommen wir bis Boussières. Hier geht der Kanal wieder in den Doubs. An der Steinmauer zwischen Wehr und Kanal lässt es sich prima anlegen. Mit Blick über das Wehr auf eine Papierfabrik sind wir in der absoluten Einsamkeit. Die Temperaturen haben kräftig angezogen, der Platz ist wunderbar, also bleiben wir am Mittwoch einfach hier liegen. Am Nachmittag gesellt sich noch ein Schweizer Boot aus der entgegenkommenden Richtung dazu.

Der Donnerstag beginnt mit einer Durchfahrt des Tunnels von Thoraise, Ersteröffnung 1820. Eine Tunnelsanierung 2007 bot dem dänischen Bildhauer Jeppe Hein und dem Beaune-Künstler Olivier Vadrot eine Gelegenheit für ein Kunstwerk mit dem Titel „Monsieur Canal“. Es besteht aus Wasservorhängen, die die Eingänge zum Tunnel schließen, und zwei Lichtinstallationen, die eine Welle auf dem Gewölbe bilden.

Besançon erreichen wir in der Mittagszeit. Es gibt zwei Möglichkeiten, unseren Anleger anzufahren. Direkt durch den Tunnel an der engsten Stelle der Flussschleife oder in langsamer Fahrt um Besançon herum. Wir entscheiden uns für die „Stadtrundfahrt“.

Malerisches Dole

Dole

So./Mo., 16./17.07.2023. Mit Dole kann man schnell warm werden. Von unserem Anleger am Canal du Rhône au Rhin sind es nur wenige Gehminuten bis in die Altstadt. Die Räder haben wir zwar vom Schiff genommen, sie aber kaum benutzt.

Viel Wasser, eine sehr malerische Altstadt und das „Klein-Venedig-Viertel“ am Canal des Tanneurs geben der Kleinstadt eine ganz besondere Atmosphäre. Ganz offensichtlich erfreuen sich auch etliche Franzosen an einem Kurztrip in diese Gegend.

Die goldenen Jahre für Dole endeten 1676. Die Angliederung an Frankreich hatte eine Kette von Demütigungen zur Folge. Dole verlor die Hauptstadtfunktion, den Sitz des Parlaments sowie die Universität an Besançon, die Münzwerkstätte wurde geschlossen und die Befestigungsanlagen unter der Leitung von Sébastien Le Prestre de Vauban zerstört. Durch den Bedeutungsverlust wanderten die Patrizierfamilien nach Besançon ab und Dole musste sich mit dem Status einer Kleinstadt abfinden.

Im Großraum Dole sind heute einige Betriebe des Maschinenbaus, der Metall-, Nahrungsmittel- und holzverarbeitenden Industrie zu finden. Der Ausbau der touristischen Angebote ist überall zu spüren. Dabei ist dem wichtigsten Sohn der Stadt, Louis Pasteur (1822-1897), eine Sonderrolle zugedacht.

Bereits 1902 wurde das in Paris gegossene Denkmal für Louis Pasteur eingeweiht. 1923 erwarb die Stadt das Gerberhaus, das schlichte Geburtshaus des Wissenschaftlers. 1968 bis 1976 war der ehemalige Landwirtschafts- und Kulturminister Jacques Duhamel Bürgermeister von Dole. Bevor er 1977 mit 52 Jahren starb, leistete er einen Beitrag zur Erhaltung der historischen Altstadt, durch die Unterschutzstellung eines 114 Hektar großen Stadtgebietes mit vielen Grünflächen.

Ein neuer Kanal, ein neues Abenteuer

Saint-Jean-de Losne – Dole

Sa,, 15.07.2023. Wir treffen eine grundsätzliche Tour-Entscheidung für diese Saison: Obwohl extrem verlockend, fahren wir nicht die Saône in Richtung Süden weiter. Die Fahrroute orientiert sich ab jetzt an einem möglichst „wassersicheren“ Rückweg.

Ein kleines Stück auf der Saône zurück liegt der Endpunkt des Canal du Rhône au Rhin. Der 237 km lange Kanal verbindet die Täler der Flüsse Saône und Rhein über die Wasserscheide der Burgundischen Pforte zwischen Vogesen und Jura. Er ist Teil eines Binnenwasserweges, der quer durch Europa eine schiffbare Verbindung zwischen den Küsten des Mittelmeeres und der Nordsee herstellt.

Es handelt sich um einen Kanal vom Typus Wasserscheidenkanal, der einen Höhenunterschied von insgesamt rund 280 Metern überwindet, davon liegen 170 Meter auf der Seite des Saône-Tals, die mit 82 Schleusen überwunden werden und 110 Meter auf der Seite des Rheins, die 40 Schleusen benötigen.

Der Kanal beginnt in Saint-Symphorien-sur-Saône, von dort verläuft der Kanal zum Doubs, den er südlich von Dole erreicht. Ab hier bis zum Ort L’Isle-sur-le-Doubs nutzt er den kanalisierten Flusslauf des Doubs.

Unsere Tagestour läuft bei wolkigem Himmel und drückender Schwüle völlig unproblematisch. Für die rund 25 km, mit 9 Automatikschleusen, brauchen wir knapp 5 Stunden. Der Stadtanleger in Dole hat neben einer Charterboot-Station noch jede Menge freie Plätze für weitere Boote.

Wir nehmen noch den 13. und 14. Juli in Saint-Jean mit

Saint-Jean-de-Losne

So.-Fr., 09.-14.07.2023. Wir freunden uns mit dem kleinen Ort an. Allein den Sonntag brauchen wir dringend zur Erholung von unserem Ausflug nach Dijon.

Am Montag nehmen wir Kontakt zu unserem Hafenchef David Blanquart auf. Es gibt Überlegungen hier mal zu überwintern. Der Standort wäre optimal für eine Tour über Saône und Rhône ans Mittelmeer. David hat eine Warteliste, die in jedem Frühjahr neu abgearbeitet wird. Wir lassen uns für den Winter 2024/25 vormerken. Endgültiges dann im nächsten Frühjahr.

Die vielen Servicefirmen hier im Hafen geben uns die Möglichkeit, gleich mal „H2O Atelier“ zu testen. Unser AIS funktioniert nicht mehr einwandfrei. Wir können zwar andere Schiffe auf dem Plotter sehen, aber unser Sendesignal scheint defekt. Das ist hier im Binnenbereich nicht wichtig, aber bei der Rückfahrt über den Rhein schon sehr hilfreich.

Ein H2O-Spezialist ist überraschend schnell zur Stelle, liest die Blackbox aus, reinigt den Antennenanschluss und resetet das System. Sieht alles wieder gut aus. Und kostet nicht die Welt: 1/2 Stunde Arbeitszeit ist sehr fair!

Das heiße Wetter hält an. Am Dienstag schaut mal ein Gewitter vorbei. Danach ist es jedoch nicht wirklich kühler.

Wir beschließen, über den Nationalfeiertag noch hier zu bleiben. Am rechten Ufer der Saône in Saint-Jean gibt es Programm am Abend des 13.07., am linken Ufer in Losne wird am 14. gefeiert.

Ein Tag in Dijon

Dijon (per Bahn)

Sa., 08.07.2023. Nach Dijon könnten wir auch mit dem Boot fahren. Aber das wären hin und zurück je zwei Fahrtage über den Canal de Bourgogne. Und da wir nicht genau wissen, ob uns nicht schon „Flachwasser“ erwartet, fahren wir mit der Bahn. Die halbe Stunde Fahrzeit ist nicht der Rede wert, die möglichen Fahrzeiten jedoch schon. Der Morgenzug am Samstag geht um 7.44 Uhr, die Rückfahrt wird von einem SNCF Bus ausgeführt, der um 19.44 Uhr in Dijon startet. Das hätten wir uns etwas vielfältiger gewünscht.

Dijon ist wirklich ein Highlight. „C’est une ville magnifique“, wie Dominique sagte. Mit seinen 160.000 Einwohnern ist sie die Hauptstadt des Départements Côte-d’Or und die Hauptstadt der Region Bourgogne-Franche-Comté. Wir lassen uns durch die Altstadt treiben und gehen bei brennender Sonne im Laufe des Tages an unsere physischen Grenzen.

Mit zwei größeren Pausen am Mittag und am Nachmittag geht es um 19 Uhr erschöpft zum Bahnhof zurück. Mit dem SNCF Bus, der alle Bahnhöfe an der Strecke anfährt, sind wir nach einer Stunde Fahrzeit wieder in Saint-Jean.

Saint-Jean-de-Losne – die Saône am Zufluss des Canal de Bourgogne

Auxonne – Saint-Jean-de-Losne

Do./Fr., 06./07.07.2023. Die relativ kurze Strecke von 19 km mit einer Schleuse bewältigen wir locker und leicht in knapp zwei Stunden. Endlich sind wir an einer am Wasser gelegenen Tankstelle. Selbstbedienung mit Karte. Wir tanken 172 l, rechnen die 40 l per Kanister (in Chaumont) dazu und kommen auf einen (für uns) sensationell niedrigen Verbrauchswert von 2,31 l/h!

Nun sind wir also in Saint-Jean-de-Losne (rd. 1000 Einw.). Von der Fläche her ist dieser Ort eine der kleinsten Gemeinden Frankreichs (36 ha, davon 20 ha Wasserfläche). Jedoch treffen hier der Canal de Bourgogne und der Canal du Rhône au Rhin auf die Saône. Ein strahlender Stern in der französischen Fluss- und Kanalschifffahrt.

Der große Hafen wird von allen im nautischen Bereich benötigten Firmen bespielt. Das Hafenbecken, das ausgehoben wurde, um die Boote vor den Fluten der Saône zu schützen, ist heute mit einer Kapazität von 650 Booten einer der größten Flussmarinas in Frankreich. Hier trifft die Freizeitschifffahrt auf die Binnenschifffahrt und der Flusstourismus auf Werften, die alte Handelsschiffe reparieren oder umbauen, um sie in Unterkünfte oder Hotelschiffe umzuwandeln.

Wir buchen uns bei Blanquart Yachting für eine Woche ein (60 € inkl. Strom u. Wasser) und belegen die Box von Dominique.

Übrigens, im Hafen von Saint-Jean-de-Losne experimentiert der VNF mit innovativen Lösungen gegen heterophylle Myriophylle (verschiedenblättriges Tausendblatt). Eine Wasserpflanze, ursprünglich aus Nordamerika, die als Neophyt auch nach Mitteleuropa eingeschleppt wurde. Sie ist der Übeltäter, wenn wir vom „Fahren durch das Kraut“ berichten; also die Pflanzen die das Gleichgewicht der Ökosysteme bedrohen, die Funktion der Schleusen stören und die Navigation der Boote stark behindern.

Zur Bekämpfung dieser invasiven exotischen Pflanze starteten VNF und seine Partner seit März 2022 ein Experiment, bei dem vier Bekämpfungstechniken kombiniert werden: eine biologische Behandlung, eine Vorrichtung mit Blasenvorhängen, Belüftungs- und Wasserumwälzungssysteme und ein Photosynthesehemmer. Positive Ergebnisse dieses Experiments sind bereits in diesem Jahr deutlich im Hafenbecken zu beobachten.

Ein herzliches Wiedersehen in Auxonne

Auxonne

Mo.-Mi., 03.-05.07.2023. Auxonne ist mit seinen 7600 Einw. unser erster Halt auf der Saône. Als ehemaliger Festungsplatz im Departement Côte-d’Or besitzt die Gemeinde heute ein bedeutendes historisches und militärisches Erbe. Die Monumente und Ruinen hier und da in der Stadt zeugen von der reichen Vergangenheit.

In der Gegenwart beherrscht das „511e régiment du train“ das Bild im Quartier Bonaparte in Auxonne. Ein großer Militärkomplex im Norden der kleinen Stadt beherbergt das Zugregiment, das auf die Versorgung auf dem Landweg spezialisiert ist.

Für die glorreiche Geschichte Auxonnes steht Napoleon Bonaparte (1769–1821). Als junger Leutnant war er in der damaligen Garnisonsstadt stationiert (1787–1791) und verfasste hier eine seiner frühesten politischen Schriften. Und, natürlich braucht es vor Ort auch ein „Musée Napoleon“. Aber, es ist aktuell im Umzug zum Schloss begriffen und somit auf unbestimmte Zeit geschlossen.

Am Dienstag legt neben uns die „Krystyna 4“ an. Na, die kennen wir doch! Mit Christine & Dominique haben wir an der Linssen-Ostertour 2019 teilgenommen. Sie sind vor Kurzem in ihren dreiwöchigen Urlaub aufgebrochen. Wir tauschen uns und ein paar alte Fotos von 2019 aus. Am Abend werden wir von den beiden zum Apéritif auf ihr Schiff eingeladen. Es gibt exzellenten Crémant de Bourgogne, sehr guten Sancerre und kleine, hervorragend frische Snacks. Dass dieser Abend recht lang währt, ist irgendwie klar. Merci à vous deux!

Der Heimathafen der beiden ist Saint-Jean-de-Losne. Das ist der Ort den wir als nächsten auch anfahren müssen (Tanken!). Dominique bietet uns seine Box dort an. Gleichzeitig überlegen wir, ob wir hier nicht mal überwintern könnten (um dann direkt zum Mittelmeer fahren zu können). Ich denke, wir werden den Kontakt zu Dominique noch weiter intensivieren.

Die beiden fahren am Mittwoch stromaufwärts weiter. Wir bleiben noch einen Tag.

Von jetzt an geht’s bergab. Über den Wasserscheitel des Canal entre Champagne et Bourgogne

Langres – Cusey – Oisilly – Auxonne

Sa.-Mo., 01.-03.07.2023.

Samstag, Langres – Cusey, 32 km, 24 Schleusen. Wir überfahren den Wasserscheitel des Canal entre Champagne et Bourgogne. Zwei Schleusen nach Langres kommt der 4.820 Meter lange Tunnel „Souterrain de Balesmes“ der etwa 50 Meter unter der Kirche von Balesmes verläuft.

Wir bekommen sofort die Durchfahrerlaubnis, fahren allein und können so unser Tempo (für eine saubere Geradeausfahrt selbst bestimmen). Super! Der Tunnel macht über Bewegungsmelder „Licht voraus“ an. Die knapp 5 km sind recht einfach zu bewältigen.

Nach dem Tunnel geht es bergab. Das fährt sich wesentlich angenehmer. Insgesamt werden es bis zur Saône jetzt noch 43 Schleusen sein. Wir hoffen in drei Fahrtagen durch zu sein.

Sonntag, Cusey – Oisilly, 31 km, 16 Schleusen. Der Regen hat aufgehört. Sogar die Sonne lässt sich wieder blicken. Es ist ein „wir-machen-Strecke-Tag“, ohne besondere Vorkommnisse .

Montag, Oisilly – Auxonne, die letzten 13 km auf dem Canal entre Champagne et Bourgogne. Unser Fazit zum Kanal: auf unserer Hitliste steht er wirklich nicht weit oben. Es ist ein wenig zuviel des Guten (an Einsamkeit und Ruhe). Die Krautabschnitte sind zahlreich und das dadurch bedingte häufige Anhalten und Rückwärtsfahren nervt auf Dauer. Dass eine Schließung des Kanals wegen Flachwasser bevorsteht, wundert uns nicht.

Auf der Saône sind es nur 19 km bis Auxonne. Hier ist der Port de Plaisance unser Ziel. Es ist ein unglaublich tolles Gefühl, nach fünf Wochen mal wieder auf einem großen Fluss zu fahren. Unser Kahn fährt super stabil und leise. Das Vibrieren der Welle im Kraut und flachen Wasser ist vergessen. Kurz nach 15 Uhr laufen wir im Hafen Auxonne ein.