Über die Schleusentreppe tief in die Provinz

Le Chesne – Attigny – Rethel – Variscourt

Sonntag, 22.06.2025, Monika geht es zwar nicht wirklich besser – aber sie hat keine Lust mehr, im Bett zu bleiben. Also geht es von Le Chesne auf die 26stufige Schleusentreppe nach Attigny. Die eng aneinander liegenden Schleusen haben alle einen Hub von rund 3 Meter. Wir fahren zu Tal, also soweit kein großes Problem. Es zieht sich lediglich. Nach 4 Stunden sind wir durch.

Der Anleger in Attigny ist bei unserem Eintreffen bereits gut belegt. Wir packen uns zwischen unseren französischen „Schleusen-Team-Partner“ Olivier & Frau und einem belgischen Schiff. Neben einem gemeinschaftlichen Wassertanken (der gelegte Schlauch geht Reih‘ um) gibt es einen Austausch, wer wohin will.

Von dem Belgier erfahren wir, dass Reims gesperrt sei. Schreck lass nach! Während wir noch im Kopf überschlagen, wie wir nun unsere Reiseroute in den Süden ändern müssen (z. B. über Compiègne und Paris), kommt auch schon Entwarnung.

Nicht die Strecke (also der Canal de l’Aisne à la Marne) ist gesperrt, sondern „nur“ die komplette Stadtmarina in Reims. Sie wird modernisiert und ist leider in voller Länge derzeit nicht nutzbar. Da haben wir wohl zuerst in dem Englisch-Französisch-Deutsch-Kauderwelsch etwas falsch verstanden.

Montag, 23.06.2025, Am nächsten Morgen sind wir in Attigny allein am Anleger. Die anderen Boote sind zügig weiter. Wir bleiben und legen einen Trödeltag ein. Nicht zuletzt, um in der geschichtsträchtigen, kleinen 1100-Seelen-Gemeinde noch für Monika einen Erkältungssaft aus der Apotheke zu holen.

Das mit der Apotheke, sowie auch mit einem sehr guten Bäcker, war schnell erledigt. Allerdings mussten wir (drogenabhängigen Menschen) dann feststellen, das aus Attigny eine „rauchfreie Gemeinde“ geworden ist.

Mon dieu, die Franzosen nehmen den Nichtraucherschutz ernst. Nicht nur über den Preis (fast genau 50 % teurer als in D), das Werbeverbot an den Fassaden (z. B, die markante, rote „TABAC“-Raute) sondern auch jetzt zum 1. Juli 2025 dem neuen verschärften Nichtraucherschutzgesetz. Mit satten Strafen bei Nichtbeachtung schlägt das auch von Tagesspiegel bis Spiegel online in deutschen Medien ordentlich Wellen.

Kurz und gut, wir konnten im Ort keine Zigaretten einkaufen, werden somit zu Kurzzeitnichtrauchern und sollten vielleicht doch noch einmal über das Thema nachdenken.

Dienstag, 24.06.2025. Ab ins Kraut nach Rethel. Kurze Strecke, keine besonderen Vorkommnisse. Die „Kraut-Fahrten“ in Frankreich sind wir gewohnt. Hier hilft nur Gelassenheit, Schleichfahrt und hin und wieder mal ein kleiner Aufstopper samt kurzer Rückwärtsfahrt. Dann sind Schraube und Welle wieder vom Grünzeug befreit. Der Wasserfilter muss natürlich ebenfalls unter Kontrolle bleiben. So kommen wir gut in Rethel an.

Mittwoch, 25.06.2025, Rethel (7500 Einw.) haben wir 2023 bereits ausgiebig erkundet. Das ein oder andere hätten wir uns schon gerne noch einmal angesehen – aber am Anleger sind Strom- und Wasseranschlüsse immer noch nicht wieder funktionstüchtig. Kurzer Beschluss, nach einem Einkauf um die Ecke, fahren wir weiter.

Strecke: Rethel – Variscourt. Weder die Karte noch der Plotter weisen auf den nächsten Anlegern Wasserstellen aus. Erst an der letzten Tagesschleuse, an der wir VNF-Hilfe anfordern mussten, gab uns der Techniker den Tipp, in Variscourt zu halten. Er sei sich sehr sicher, dass es dort zumindest einen Wasseranschluss gibt.

Und tatsächlich, am sehr schönen kleinen Anleger in Variscourt treffen wir wieder auf die holländische Pénichette (mit der fetten BMW im Vorschiff), die gerade mit Wasser betankt wurde. Wieder Glück gehabt. Wir können ihren Wasserschlauch benutzen – unserer wäre auch nicht lang genug gewesen. Wir müssen uns mal bei nächster Gelegenheit eine Verlängerung zulegen!

In Variscourt kippt das Wetter. Die brütende Hitze wird von einem nächtlichen Gewitter unterbrochen. Von 35 auf 24 Grad. Aber zu früh gefreut. Einen Tag später ist die Sonne schon wieder sichtbar und sowie sie rauskommt, haben wir wieder 30+X Grad.