2023, ein kurzes Fazit

Golm

Das Jahr war phantastisch. Die Strecke von Maasbracht (NL) über die Wallonie (B) bis Pont-a-Bar (F) ist uns wohlbekannt und immer wieder wunderschön. Die Fahrt über Reims zur Saône war eine spannende Reise durch die Champagne und die Bourgogne. Den südlichsten Punkt erreichten wir in Saint-Jean-de-Losne. Ein echter Cliffhanger – wir sind gespannt, wie es dann später einmal weiter geht.

Die Rückfahrt über den Canal du Rhône au Rhin bleibt unvergesslich. Speziell im ersten Abschnitt sind Dole und Besançon malerische Perlen am landschaftlich herrlichen Doubs.

So unbeschwert, wie das Tourjahr begann, ist es am Ende doch arg von unseren „Berliner Sorgen“ überlagert worden. Wir verlassen das Boot etwas hektisch und werden uns wohl für geraume Zeit nicht um Schiff und Reiseplanungen kümmern können.

Eckdaten 2023:

Start: 28.04.2023, Ende: 23.09.2023 – 5 Monate (148 Tage)

Motorstunden: 286 (1292 seit Inbetriebnahme)

Kilometer: 2178 (5994 seit Inbetriebnahme)

Um die Tourkarte 2023 im Detail zu sehen, einfach auf das Bild klicken.

Der Blog der 2023er Tour ist abgeschmiert. Es bleibt nur ein später Nachtrag im Überblick

Düsseldorf – Oberhausen – Henrichenburg – Münster – Bad Essen – Minden – und im Rutsch zurück nach Golm

Mit der Abfahrt aus Düsseldorf am 04.09.23 steht fest, dass wir nicht ins Winterlager nach Maasbracht fahren. Die Krise im Büro hat sich zwischenzeitlich weiter verschärft. Das Ausmaß steht derzeit noch nicht im Detail fest – aber die Zeichen stehen auf schweren Sturm. Wer weiß, ob wir 2024 überhaupt noch Boot fahren können.

Mo.-So., 04.-07.09.2023. Montag, die letzten 43 km auf dem Rhein. Düsseldorf – Oberhausen (Gasometer). Di., Oberhausen – Henrichenburg.

Donnerstag. Nach Henrichenburg wechselt der Rhein-Herne-Kanal in den Dortmund-Ems-Kanal. Die 50 km nach Münster sind schleusenlos, das Wetter ist hochsommerlich, der Schiffsverkehr nur sehr sparsam vorhanden – easy riding.

Fr.-So., 08.-10.09.2023. Im Stadthafen von Münster liegt nur ein einziges Schiff. Wir gehen an unsere „alte“ Anlegestelle zwischen dem „Pasta e Basta“ und der (mittlerweile ehemaligen) Harley Davidson Niederlassung. Der Fokus des Besuches liegt auf der bevorstehenden Beerdigung von Gisela. Requiem und Beisetzung am Freitag, viele Treffen und Gespräche mit Familie und Freunden.

Am Mo., 11.09.2023 geht es von Münster über Bad Essen zügig nach Minden. Liegeplätze sind mehr als nur knapp – der Hafen wird ausgebaggert. Aber Thomas hat uns einen Liegeplatz für eine Nacht „freigeschaufelt“.

Fr., 15.09.23, wir starten aus Minden in die letzten Etappen nach Golm. Die Strecke ist unspektakulär, man kann auch langweilig sagen. Der verunglückte Frachter bei Peine macht uns keine Probleme mehr. Mittlerweile ist ein niederländisches Bergungsteam eingetroffen und da der Kanal an der Unglücksstelle breit genug ist, können wir in Schleichfahrt passieren. Am Sa., 23.09.2023 treffen wir im Winterlager in Golm ein. Das war’s für dieses Jahr.

Jetzt warten ganz andere Aufgaben auf uns.

Düsseldorf und ein (Bahn-)Ausflug zum Rolandseck

Düsseldorf

Fr.-So., 01.-03.09.2023. Am Freitag gehen wir für ein paar Tage von Bord. Das hat gute Tradition – wir werden wieder bei Petra und Hanno wohnen. Mit den Rädern fahren wir nach Wersten, mit einer Kaffeepause bei Monika in der Carlstadt. Das Wetter meint es nicht gut mit uns. Bei Monika kommen wir schon völlig durchgeweicht an. Und im der Hoffnung, dass es später besser wird, erwischt uns der zweite Starkregen auf dem Weg nach Wersten. Am Nachmittag bringt uns Petra noch einmal zum Hafen. Wir nutzen die Möglichkeit am Liegeplatz(!) zu tanken.

Der Samstag ist Ausflugstag – Ziel, das Arp Museum, Bahnhof Rolandseck. Die Idee, dies mit der Deutschen Bahn zu tun, ist grundsätzlich eine gute. Aber, die DB tut alles, um unsere Geduld (auf der Hin- wie der Rückfahrt) auf eine wirklich harte Probe zu stellen. Der Mittelteil des Tages ist dagegen wunderschön. Die Ausstellung „Kosmos Arp, Sophie Taeuber-Arp und Hans Arp“ hervorragend kuratiert, das Museum an sich bereits einzigartig. Also, unterm Strich ein schöner Tag.

Am Sonntag radeln Petra und Monika zum Unterbacher See um zu segeln – und scheitern (schon wieder) am fehlenden Wind. Unser diesjähriger Besuch in Düsseldorf endet bei herrlichem Wetter im Garten des Landgasthofs Krevet in Himmelgeist.

Am Niederrhein nichts Neues. Koblenz bis Düsseldorf

Koblenz – Oberwinter – Hitdorf – Düsseldorf

Mo.-Do., 28.08.-31.08.2023. Ab Koblenz verlassen wir den Oberen Mittelrhein und ab Bonn beginnt der Niederrhein. Da wir die Rheinstrecke Koblenz-Duisburg schon dreimal befahren haben (2020 zu Berg und zu Tal, 2021 zu Tal) ist im diesjährigen Blog nur wenig Neues zu berichten. Wer möchte, kann über die „Suchen …“-Funktion einfach auf die älteren Berichte zurückgreifen.

Montag nach Oberwinter, die Hafeneinfahrt liegt in der Fahrrinne bei fast 2 m. Alles ok. Der Hafen ist ungewöhnlich wenig belegt. Ein vorgelagerter Bonner Vereinshafen ist komplett leer. Wir bleiben noch für einen Einkaufstag. Auf den Besuch des Arp Museums verzichten wir, da ein Ausflug mit Petra und Hanno am Samstag aus Düsseldorf geplant ist.

Mittwoch geht es an Bonn und Köln vorbei. Im Vereinshafen Leverkusen Hitdorf ist Tagestourschluss. Donnerstag dann bis Düsseldorf. Einen Liegeplatz bekommen wir mit telefonischer Anmeldung im DYC Düsseldorf Golzheim.

Welterbe Kulturlandschaft Oberes Mittelrheintal, Teil 2 – bis Koblenz

St. Goar – Koblenz

Sa,/So., 26./27.08.2023. Samstag, die Aufregung um die Loreley ist überstanden. Heute geht es völlig entspannt in den zweiten Abschnitt des Oberen Mittelrheintals.

Von St. Goar (559) bis Koblenz (590) stehen noch einmal 31 km mit Burgen, Schlösser oder Burgruinen von einer bedeutenden Geschichte auf unserem Sightseeing-Programm. Könige, Fürsten, Grafen, Bischöfe, sie alle bauten „ihre“ Burg am Rhein, um mit Hilfe von Zöllen die Kassen aufzubessern.

Der Yachthafen in Koblenz war telefonisch nicht erreichbar. Also auf gut Glück rein und Staunen – der gar nicht so große Hafen hat reichlich Platz für Gastlieger. Nach einer wiederum frühen Ankunft in Koblenz geht es noch zum Einkaufen. Der Rest des Tages und am Sonntag heisst „Füße hochlegen“ und süßes Nichtstun.

Schlösser, Burgen und ein Mythos, die Loreley

Bingen – St. Goar

Fr. 25.08.2023. Am frühen Morgen noch kräftiger Regen und tiefe, dunkle Wolken. Wenn das so bleibt, werden wir wohl erst morgen weiterfahren. Aber im weiteren Verlauf hellt es sich auf. Der Wetterdienst sagt, gegen 10 Uhr wird es wieder besser und bleibt bis zum Nachmittag trocken.

Also doch, wir fahren kurz nach 10 Uhr los. Die geplante Tagestour geht von Bingen (527) nach St. Goar (559). Die 32 km sind kein Thema. Nur, wir werden um die Loreley fahren und haben als Mittelrhein-Novizen doch etwas Respekt vor dieser sagenumwobenen Rhein-Passage.

Das Gebiet des Welterbe Oberes Mittelrheintal erstreckt sich auf einer Länge von 67 Kilometer über beide Seiten des Rheins zwischen Bingen im Süden und Koblenz im Norden. Es reicht von Flusskilometer 526 bis 593 und umfasst eine Fläche von rund 620 Quadratkilometern. Es ist gekennzeichnet durch eine hohe Konzentration an bedeutenden Kulturdenkmälern in R(h)einkultur.

Das Wetter am heutigen Fahrtag entwickelt sich zum Guten. Die Sonne bricht durch, der Gegenverkehr kommt nur stoßweise und überholt werden wir auf der gesamten Tour nur von zwei großen Schiffen.

Von der Loreley können wir berichten, dass wir eine schöne, unkomplizierte Durchfahrt hatten. Hinter uns keinen drängelnden Frachter oder Fahrgastschiff und so gut wie keinen Gegenverkehr. Die Fahrrinne ist in der Tat eng aber die Betonnung ist gut sichtbar gesetzt. Stromschnellen gibt es, waren aber kein Problem.

Die Signalsysteme der „Wahrschauen“ haben wir gesehen – aber (trotz Nachlesen im Internet) nicht wirklich verstanden. Zum Glück gilt es nur für Fahrzeuge und Verbände von über 110 m. Diese haben sich vor Einfahrt bei der Revierzentrale Oberwesel zu melden.

Knapp 4 Kilometer nach der Loreley landen wir in einen kleinen Hafen außerhalb St. Goar. Vorher haben wir uns per Telefon angemeldet. Wir bekommen eine Box genannt und registrieren uns per Umschlagformular (in das auch die Hafengebühr gesteckt wird). Bis auf einen einzigen Bootsbesitzer sind keine weiteren Menschen da. Am Abend herrscht hier eine surreale Atmosphäre.

Bingen, Tor zum Oberen Mittelrhein

Mainz – Bingen

Mi./Do., 23./24.08.2023. Am Mittwoch starten wir in die Mini-Strecke von Mainz (500) nach Bingen (527). In Bingen, dem Tor zum Oberen Mittelrhein, wollen wir uns im Yachthafen bei den ortsansässigen Bootsfahrern schlaumachen, welche speziellen Verhaltensweisen für die Loreley-Passage zu beachten sind.

Die frühe Ankunft in Bingen gibt uns die Möglichkeit, uns um unsere leere Reserve-Gasflasche zu kümmern. Nach wie vor ist unser Gasflaschentyp schwer zu bekommen. Auf telefonische Nachfrage erfahren wir, dass die Flasche bei Toom vorrätig ist Also, Räder runter und, an der Nahe entlang, zum Baumarkt nach Büdesheim.

Am Donnerstag müssen wir unbedingt zum Einkaufen und nutzen das, um uns nebenbei ein wenig in der kleinen Stadt umzuschauen. Bingen am Rhein, 25.000 Einw., ist eine kreisangehörige Stadt im Landkreis Mainz-Bingen in Rheinland-Pfalz. Der ursprüngliche Name der Siedlung war Bingium, keltisches Wort eventuell für „Loch im Fels“, Bezeichnung für die Untiefe hinter dem Mäuseturm, bekannt als Binger Loch. Aber dazu später mehr.

Bingen war Ausgangspunkt der Ausoniusstraße, einer römischen Militärstraße, welche die Stadt mit Trier verband. Die Region ist wirtschaftlich durch den Weinbau geprägt, zumal sich in Bingen vier Weinanbaugebiete (Rheinhessen, Mittelrhein, Nahe und Rheingau) treffen. Die (nicht schiffbare) Nahe fließt in Bingen bei Flusskilometer 529,1 von links in den Rhein. Ihre Mündung gilt als Grenze zwischen Oberrhein und Mittelrhein.

Ein spontanes, herzliches Wiedersehen in Mainz

Mainz

Mo./Di., 21./22.08.2023. Montag, die vielen Flugzeuge überm Hafen, und damit die Nähe zu Frankfurt, bringen mich auf die Idee, Georg in Frankfurt anzurufen. Ein Kommilitone aus Berlin (HfbK, 72 bis 75), der im vergangenen Jahr per Mail wieder Kontakt zu mir aufgenommen hatte.

Gesagt, getan – wir haben Glück, er ist da, hat Zeit und wir verabreden uns spontan für den Nachmittag. Er kommt zu uns nach Mainz, wir treffen uns im Hafen. Georg kennt Mainz sehr gut und lotst uns am Abend zu einer netten Weinstube in der Altstadt. Es wird ein wunderschöner Nachmittag und Abend.

Am Dienstag machen wir dann einen größeren Stadtrundgang. Mainz ist die Landeshauptstadt des Landes Rheinland-Pfalz und mit 218.000 Einwohnern zugleich dessen größte Stadt. Es ist für seine Altstadt mit ihren Fachwerkhäusern und mittelalterlichen Marktplätzen bekannt. Unweit davon steht der romanische Mainzer Dom mit seinem tiefroten Sandstein und dem markanten achteckigen Turm. Das Gutenberg-Museum ist dem Erfinder des Buchdrucks gewidmet und präsentiert 2 Originalexemplare der Gutenberg-Bibel.

Unser Rundgang startet mit einem Besuch der Zitadelle. Danach geht es durch die Altstadt. Um Mainz kennenzulernen braucht es natürlich mehr als einen Tag. Um aber ein Gefühl für die Stadt zu bekommen, lohnt sich unser Spaziergang allemal.

Sonntags auf dem Oberrhein nach Mainz

Worms – Mainz

So., 20.08.2023. Wir haben uns mittlerweile an die kurzen Tagesetappen gewöhnt. Die Fahrt zu Tal ist entspannend, spritsparend und lässt gelegentlich notwendige Ausweichmanöver unaufgeregt zu. So ist die um 10 Uhr gestartete Tour von Worms (442) nach Mainz (501) bereits um 14 Uhr mit der Hafenankunft in Mainz beendet.

Das Wochenende mit hochsommerlichem Wetter lockt an vielen Stellen Ausflügler an, aufs und ins Wasser. Die vielen „Strandbereiche“ am Rhein wundern uns – haben wir doch gelernt, Schwimmen im Rhein ist extrem gefährlich. Der Frachterverkehr heute und in diesem Abschnitt hält sich deutlich in Grenzen.

Die frühe Ankunft in Mainz nutzen wir zum Rumtrödeln und am Hafen zum Beine vertreten .

Nibelungenstadt Worms

Speyer – Worms

Fr./Sa., 18./19.08.2023. Ziemlich entspannt fahren wir am Freitag die 36 km von Speyer (406) nach Worms (442). Wir passieren Mannheim (rechtsrheinisch) und Ludwigshafen (linksrheinisch). Und das, was wir vom Wasser aus sehen, macht uns die Vorbeifahrt leicht. Speziell Ludwigshafen sieht vom Rhein einfach nur scheußlich aus.

Nach den beiden Städten wird die Landschaft durch die BASF geprägt. Wir haben das Gefühl kilometerlang.

Der Hafen Worms ist leicht zu finden, die Einfahrt allerdings ziemlich schmal. So steuern wir mit „Strömungs-Eierei“ ein wenig ungelenk in den Hafenarm. Wie schon bei den vorherigen Vereinshäfen helfen auch hier freundliche Mitglieder beim Anlegen und erklären uns, wie der Hafen so „funktioniert“ und was und wie angemeldet wird.

Worms wirkt mit seinen 84.000 Einwohnern als große Kleinstadt. Das Stadtbild ist geprägt durch den „Architekturschlamassel“ der Wiederaufbaujahre, der nach den verheerenden Zerstörungen durch Luftangriffe 1945 notwendig wurde. Aber dieses Leid teilt Worms ja mit unzähligen anderen deutschen Städten.

Im produzierenden Gewerbe stehen in Worms Unternehmen der chemischen Industrie und der Kunststoffherstellung, der Metallerzeugung und des Maschinenbaus im Vordergrund.. Die früher bedeutende Wormser Lederindustrie spielt hingegen heute keine Rolle mehr.

Im Tourismusbereich zählt Worms auf: „Dom – Luther – SchUM“ und, natürlich, auf den (selbsternannten) Titel „Nibelungenstadt“. Mit den „Religionen“ will das Stadtmarketing unbedingt punkten: Mit dem Dom, der neben dem Mainzer und dem Speyerer Dom einer der drei romanischen Kaiserdome ist. Mit Luther, der auf dem Reichstag zu Worms 1521 auf Anordnung von Kaiser Karl V. seine Thesen widerrufen sollte und Worms als eine der drei SchUM-Städte der jüdischen Gemeinden der oberrheinischen Städte Speyer, Worms und Mainz im Mittelalter (seit Juli 2021 UNESCO-Weltkulturerbe).

Die Nibelungen haben uns dann tatsächlich noch einen sehr kurzweiligen Besuch des gleichnamigen Museums verschafft. Eine audiovisuelle Führung (hervorragend von Mario Adorf gelesen) hat uns in 1 1/2 Stunden das komplette Heldenepos in Erinnerung gebracht. Wie man das in über 15 Stunden bei Wagner überstehen kann – ist mir (Banausen) absolut schleierhaft.

Kaiserstadt Speyer

Speyer

Mi./Do., 16./17.08.2023. Das Wetter hat sich dermaßen wieder auf Hochsommer geschaltet, dass es nun wieder zu heiß ist. Erschwerend kommt hinzu, dass die Sonne nicht wirklich draußen ist – also, es ist extrem drückend. Nicht gerade ein Paradewetter für einen Stadtausflug. Aber, was soll’s, für morgen ist Regen angesagt.

Speyer ist eine kreisfreie Stadt in Rheinland-Pfalz und Teil der Metropolregion Rhein-Neckar. Als römische Gründung, damals Noviomagus oder Civitas Nemetum (Hauptstadt des Stammes der Nemeter) genannt, ist sie eine der ältesten Städte Deutschlands und wurde als Spira um 600 Zentrum des Speyergaues.

Im Mittelalter war Speyer als freie Reichsstadt eine der bedeutendsten Städte des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation. Von 1816 bis 1945 Sitz der bayerischen Verwaltung der Pfalz, gehört Speyer heute zu Rheinland-Pfalz und hat rund 50.000 Einwohner.

Weithin bekannt ist die heutige Mittelstadt durch ihren Kaiser- und Mariendom, der zugleich Kathedrale des römisch-katholischen Bistums Speyer ist. Er ist die weltweit größte noch erhaltene romanische Kirche und zählt seit 1981 zum UNESCO-Welterbe. Die jüdischen Stätten Speyers sind, zusammen mit denen der anderen beiden SchUM-Städte Mainz und Worms, 2021 zum UNESCO-Weltkulturerbe geworden.

Die Kernstadt Speyer, auch Altstadt, entspricht dem Gebiet, das von der mittelalterlichen Speyerer Stadtbefestigung umschlossen wurde. Durch die vollständige Zerstörung 1689 und den langsamen Wiederaufbau nach elf Jahren Siedlungspause brauchte Speyer bis ca. 1850, um dieses Gebiet wieder zu besiedeln und zu bebauen.

Speyer ist für uns die Stadt der kurzen Wege. Vom Yachthafen bis zum Dom sind es nur 15 Minuten Fußweg. Optimal, die Räder bleiben an Bord.

Zwei Etappen bis Speyer

Kehl – Karlsruhe – Speyer

Mo./Di., 14./15.08.2023. Montag, von Kehl (Rhein-km 294) geht es durch die letzten beiden Rheinschleusen, Lambsheim und Iffezheim nach Karlsruhe (363). Besonderes Vorkommnis: eine Polizeikontrolle – die erste in dieser Saison! Drei Mann hoch kommen sie mitten auf dem Rhein „auf Backe“. Es werden nur die Papiere (FS und Bootsschein) zur Kontrolle rübergereicht und kontrolliert. Unserer Ausrüstung schenken sie keine Beachtung.

Karlsruhe dient nur der Übernachtung. Erstens kennt Monika die Stadt bereits von einem Ausflug mit Katja und zweitens müssen wir auch ein wenig aufpassen, dass wir uns nicht mit zu vielen Rheinstädten „vollpumpen“.

Bei der Hafeneinfahrt kommen uns drei Frachter zu Berg entgegen, die wir über steuerbord kreuzen müssen. Ich lasse die ersten beiden vorbeifahren und treibe dabei weiter zu Tal als geplant. Die letzte Lücke erscheint mir dann ausreichend, um die Hafeneinfahrt zurück im 90°-Winkel zu erreichen. Aber, es wird verdammt eng. Das Wenden auf dem Rhein per Vollgas bringt uns gerade mal auf eine Geschwindigkeit von knapp 2 km/h zu Berg. Letztendlich geht alles gut, auch der 3. Frachter kommt an uns vorbei und wir gelangen sicher in den Hafen.

Dienstag nach Speyer (406), also schlappe 40 km. Speyer erreichen wir kurz nach 13 Uhr. Wir bekommen an einem langen Längsanleger am Hafeneingang einen schönen Platz zugewiesen und trödeln uns über den Rest des Tages. Sogar eine Mini-Stippvisite am Mariä-Himmelfahrts-Tag in Speyer geht noch. Im Ort merkt man (außer im Dom natürlich) vom Feiertag nichts. Hier in Rheinland-Pfalz ist es ja auch keiner.

Wir drehen eine große Runde. Per Rad. In Strasbourg

Strasbourg (Straßburg)

So., 13.08.2023. Erste Aktion am Sonntagvormittag, Tanken, 162 l Diesel für 1,90 €/l. Unsere Verbrauchswerte steigen zwar leicht, bleiben aber mit 2,79 l/h immer noch in einem sehr akzeptablen Bereich.

Nach dem verregneten Samstag werfen wir unseren jüngsten Vorsatz auch schon wieder über Bord, nicht mehr an einem Sonntag in einer französischen Stadt unterwegs sein zu wollen. Den Altstadtkern haben wir schon einmal im September 2015 besucht. Heute soll es, dank der Räder, einmal im großen Bogen um und durch die Stadt gehen.

Mit 291.000 Einw. in der Kernstadt und 790.000 Einwohnern in der Aire urbaine auf französischem Boden ist Straßburg mit Abstand die größte Stadt im Grand Est. Sitz zahlreicher europäischer Einrichtungen, unter anderem Europarat, Europaparlament, Europäischer Gerichtshof für Menschenrechte, Europäischer Bürgerbeauftragter und Eurokorps. Aufgrund dessen versteht sich die Stadt als Hauptstadt Europas.

Teile der Innenstadt, die mittelalterliche Altstadt auf der Grande-Île und die Neustadt sind unter dem Titel „Straßburg, von der Grande-Île zur Neustadt, eine europäische Stadtszenerie“ UNESCO-Weltkulturerbe.

Wir wollen nach Strasbourg und landen in Kehl

Breisach – Kehl (D)/Strasbourg (F)

Do.-Sa., 10.-12.08.2023. Am Donnerstag Aufbruch um 9 Uhr. Bis Straßburg sind es 68 km und vier Schleusen. In vier sogenannten „Girlanden“-Siedlungen, auf denen sich die Schleusen und Wasserkraftwerke von Marckolsheim, Rhinau, Gerstheim und Straßburg 1 befinden, dient der Fluss nicht nur der Schifffahrt, sondern vor allem auch der Stromerzeugung.

Die Schleusen fahren wir durchgehend zusammen mit Frachtern. Das geht recht zügig, die einzelnen Schleusungen brauchen jedoch ihre Zeit. So sind wir erst gegen 16.30 Uhr an der Stadtschleuse (Süd) zum Bassin Vauban. Sie ist zu und weder per UKW noch per Telefon erreichbar. Auf Nachfrage beim Port de Plaisance de Strasbourg (unserem eigentlichen Ziel) erfahren wir, dass diese nur bis 17 Uhr bedient wird. Da hat wohl eine/r sehr frühzeitig Feierabend gemacht! Wir sollen zur Nordschleuse weiterfahren, die hätte wohl länger offen.

Zurück auf dem Rhein helfen wir einem mitten im Rheinfahrwasser liegengebliebenen Motorboot aus seiner misslichen Lage. Wir nehmen es längsseitig fest und setzen es an einem Anleger in einem Stichkanal ab.

Auf dem Weg zur Nordschleuse kommen wir am rechtsrheinischen Hafen Kehl vorbei. Wir fahren spontan hinein, finden einen freien Platz und beschließen hier zu bleiben. Eine gute Entscheidung. Der Hafen hat alles, was man braucht – inklusive einer Tanke. Die Räder bekommen wir leicht von Bord und die Innenstadt von Strasbourg ist lediglich knapp 7 km entfernt.

Am Freitag radeln wir nach Strasbourg rüber. Wir wollen ins Musée d’Art et Contemporain. Es liegt im Süden des Touristen-HotSpot „La Petite France“. Das 1995 bis 1998 errichtete Gebäude wurde vom Pariser Architekten Adrien Fainsilber entworfen. Die Ausstellungs- und Nutzflächen entfalten sich zu beiden Seiten einer zentralen, verglasten Wandelhalle, die mit 104 Metern Innenlänge und 22 Metern Innenhöhe in kathedralartigen Dimensionen konzipiert ist.

Zu den am besten vertretenen Künstlern in der Sammlung gehören u. a. Gustave Doré, Max Klinger, Hans Arp, Max Ernst, Victor Brauner, Käthe Kollwitz, Sophie Taeuber-Arp, Wassily Kandinsky, César Domela, Theo van Doesburg u. a. Einen weiteren Akzent setzt die neuere und neue deutsche Malerei mit Markus Lüpertz, Eugen Schönebeck, Georg Baselitz, Jörg Immendorff, A. R. Penck, Albert Oehlen, Daniel Richter, Jonathan Meese, Thomas Scheibitz.

Weitere wichtige ausgestellte bildende Künstler sind (Auswahl): Gilles Aillaud, Alexander Archipenko, Arman, Edward Burne-Jones, Jean Hélion, Auguste Herbin, Asger Jorn, Paul Klee, Max Liebermann, Alberto Magnelli, Claude Monet, Malcolm Morley, Francis Picabia, Pablo Picasso, Camille Pissarro, Auguste Rodin, Ossip Zadkine.

Das Museum trifft bei unseren Vorlieben voll ins Schwarze. Wir sind beeindruckt und (trotz großer Pause) erschöpft.

Der Samstag beginnt mit Einkaufen in Kehl. Danach hält uns immer wieder einsetzender starker Regen an Bord fest.